WIELAND: | Tag, Schiller. |
SCHILLER: | Mensch, Wieland! Wo kommst du denn her? |
WIELAND: | Von Goethe. |
SCHILLER: | Den zog's doch ans sonnige Meer. |
WIELAND: | Du weißt... |
SCHILLER: | Keine Spur! |
WIELAND: | ...wirklich nichts? |
SCHILLER: | Wieland, sag es! |
WIELAND: | Von Wolfgangs Rückkehr, der Nacht des Gelages? Mit Masken, Spielen, Musik - ganz famos! Und Frauen, ihr Götter! Die machten was los! Bettina, die Lili, Charlotte von Stein... |
SCHILLER: | Warum, Wieland, hat mir wieder kein Schwein - |
WIELAND: | Wir hörten von Reisen, wir glaubten dich fort. |
SCHILLER: | Mich hielt's nicht in Schwabens Dichterabort. Doch sag schon, wer alles denn sonst noch war da, mit wem wann was lief, was sonst so geschah! |
WIELAND: | Als Zauberlehrling kam Lenz gegen acht, drauf Grabbe als Gretchen...was hab ich gelacht! Von Kleist dann zerbrach als Faust einen Krug - er hatte vom Trinken wohl, glaub ich, genug. Und Hoffmann schlug übern Topf hin aufs Maul! - Der Wirrwarr wird ernstlicher: Auftritt Jean Paul! |
SCHILLER: | Vom Mond der Gefallene? Nun mal genauer! |
WIELAND: | Jean Paul kam als Goethe! - Der war vielleicht sauer! Mehr Falten ums Aug als im Griechengewand... |
SCHILLER: | Der Tolle aus Hof treibt's ohne Verstand! |
WIELAND: | ... weil Lili und Lotte nicht viel dabei dachten und über dem Scherzen ins Fäustchen sich lachten. - Nachdem er genossen zwei Gerstensafttassen, rief reimend der heitere Paul und gelassen: "Sei heute, olympischer Weimaraner, du allerwertester Oberindianer, uns Häuptling vom Stamme der Gänsekielreiter. Tschau, Mädels, und tschüs: ich muß wieder weiter." - Ein Federputz krönte die Strahlstirn des Alten: geglättet waren die zornigen Falten.
"Recht so", sprach Goethe. Es wurde nun stiller. "Ich dank euch, ihr Masken.- Und grüßt mir den Schiller!" |